Energiehärtefallhilfe in Deutschland – Fragen und Antworten

Aufgrund der stark gestiegenen Energiepreise muss staatliche Hilfe her. Ein Energiehärtefallhilfe Fond in Höhe von 1,8 Mrd. EUR steht zur Verfügung.

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Energiehärtefallhilfe
Adobe Stock Von Racamani

Energie wurde in den vergangenen Monaten stetig teurer und gerade für Menschen mit mittleren und geringen Einkommen wird die Luft immer dünner. Damit in einem „reichen“ Land wie Deutschland trotzdem niemand frieren oder sich für die Energiekosten verschulden muss, hat die Regierung die Energiehärtefallhilfe ins Leben gerufen. Was das für den Einzelnen bedeutet, welchen Einfluss sie tatsächlich haben und wer berechtigt ist, erklären wir dir in diesem Artikel.

Update 29.06.2023 – „Durchbruch“ in der Heizungsdebatte – SPD, Grüne und FDP einigen sich in einigen Punkte.

Die wichtigsten Informationen in Kurzfassung

  • Entlastungszeitraum 1. Januar 2022 bis 1. Dezember 2022
  • Eine Verdopplung des Preisniveaus von 2021 für nicht leitungsgebundene Energieträger ist selbst zu tragen
  • Darüber Erstattung von 80 % der Mehrkosten
  • Bis zu 2.000 € Zuschuss je Privathaushalt
  • Antragstellung und Auszahlung erfolgen über ein digitales Antragsverfahren der Bundesländer
  • Privathaushalte, die eine Heizstelle betreiben, sind antragsberechtigt
  • Vermieter stellen einen gemeinsamen Antrag pro Wohngebäude
  • Mieter müssen in der Regel keinen separaten Antrag stellen

Welches Ziel haben die Hilfen?

Energie ist durch die Bank weg gewaltig im Preis gestiegen. Auch für Haushalte, die mit nicht leitungsgebundenen Energieträgern heizen. Deshalb möchte die Bundesregierung zusätzlich zu den Energiepreisbremsen eine Entlastung für die Bevölkerung bieten. Darunter fällt beispielsweise:

  • Heizöl
  • Flüssiggas (LPG)
  • Holzpellets
  • Holzhackschnitzel
  • Holzbriketts
  • Scheitholz
  • Kohle/Koks
  • Und auch leitungsgebunden Energieträger wie Gas, Fernwärme und Strom

Wer ist berechtigt, die Hilfen zu beantragen?

Berechtigt sind alle Bürger, die im Entlastungszeitraum von 01.01.2022 bis 31.12.2022 mindestens eine Verdoppelung der Kosten für die Energieversorgung zu tragen hatten. Als Vergleich gelten die Referenzpreise aus dem Jahr 2021.

Einen Antrag auf Beihilfe kannst du allerdings nur stellen, wenn du die Heizung selbst betreibst oder du die Energieträger selbst einkaufst, das betrifft vor allem Hauseigentümer. Mieter, die über eine Zentralheizung mit Wärme versorgt werden, können keinen eigenen Antrag stellen. In dem Fall muss das der Vermieter übernehmen und die Kostenermäßigung an seine Mieter weitergeben.

Hier findest du eine Auflistung der Referenzpreise:

  • Heizöl: 71 Cent/Liter (inklusive Umsatzsteuer)
  • Flüssiggas: 57 Cent/Liter (inklusive Umsatzsteuer)
  • Holzpellets: 24 Cent/Kilogramm (inklusive Umsatzsteuer)
  • Holzhackschnitzel: 11 Cent/Kilogramm (inklusive Umsatzsteuer)
  • Holzbriketts: 28 Cent/Kilogramm (inklusive Umsatzsteuer)
  • Scheitholz: 85 Euro/Raummeter (inklusive Umsatzsteuer)
  • Kohle/Koks: 36 Cent/Kilogramm (inklusive Umsatzsteuer)

Über einen Härtefallfonds können diese Bürger nun rückwirkend eine einmalige finanzielle Entlastung beantragen. Dafür hat der Staat einen Betrag von 1,8 Milliarden Euro bereitgestellt, der entsprechend dem Königsteiner Schlüssel an die einzelnen Bundesländer verteilt wird. Das Geld dafür stammt aus dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds.

Wo kann ich den Antrag auf Beihilfe stellen und welche Fristen gelten?

Du kannst den Antrag ganz einfach online stellen. Für die meisten Bundesländer geht das unter: Serviceportal

Wenn du allerdings in Bayern, Berlin oder Nordrhein-Westfalen wohnst, musst du dich an die zuständigen Behörden wenden. Mithilfe des Online-Rechners kannst du ganz einfach im Voraus berechnen lassen, welche Erstattungen dir zustehen. Dafür benötigst du nur die Quadratmeter-Anzahl deiner Wohnung, wie viel Energie du im Jahr 2022 verbraucht hast, und die angefallenen Kosten dafür.

Verweis extern – Den Rechner findest du unter: Brennstoff Hilferechner

Der Rechner gilt allerdings nur zur Information und alle Angaben sind ohne Gewähr. Die tatsächliche Berechnung findet erst bei Antragsabgabe statt.

Welche Dokumente benötige ich für die Antragsstellung?

Um den ganzen Prozess möglichst einfach und unbürokratisch zu halten, benötigst du tatsächlich nur wenige Dokumente, um deine Ansprüche nachzuweisen.

  • Rechnungen der gekauften Energieträger/Brennstoffe
  • Kontoauszüge oder andere Zahlungsnachweise für die Bezahlung der Energieträger/Brennstoffe
  • Feuerstättenbescheid für die betreffende(n) Heizungsanlage(n)

Privatpersonen müssen sich bei Antragsstellung einem Identitätscheck unterziehen, bei dem sie ihr Ausweisdokument und ein Foto von sich selbst vorweisen. Vorder- und Rückseite des Personalausweises sind dafür notwendig.

Kann man den Antrag noch nachträglich ändern?

Leider nein, wenn du aus Versehen falsche Angaben gemacht oder Dokumente zum Nachweis fehlen, musst du bis zum 20. Oktober 2023 einen neuen Antrag stellen. Das Team, das die Anträge bearbeitet, meldet sich bei Fragen oder Unklarheiten bei Ihnen.

Insgesamt sind seit Förderbeginn etwa 15.000 Anträge bei den Behörden gestellt worden, man hatte allerdings anfangs mit deutlich mehr gerechnet.

Eine wichtige Frage, wie viele Anträge sind eingegangen und welche bewilligt? Das Wirtschaftsministerium in Hannover hat der Presse mitgeteilt, dass von den eingegangenen Anträgen bereits etwa 2000 genehmigt wurden. Damit wurden etwa 1,2 Millionen Euro an Fördergeldern an die Betroffenen ausgezahlt. Eine gute Quote dafür, dass die Antragsfrist erst vor sechs Wochen begonnen hat.

Wie wird die Höhe der Erstattung ermittelt?

Die Mehrkosten für Privathaushalte, die über eine Verdoppelung des Preisniveaus von 2021 hinausgehen, werden vom Bund nun finanziell unterstützt. Für die Berechnung gibt es eine Formel:

  • 0,8 x (Rechnungsbetrag in 2022 – (2 x Referenzpreis 2021)) x Bestellmenge im Erstattungszeitraum
  • Der Rechnungsbetrag des Jahres 2022 entspricht, dem tatsächlich bezahlten und auf der Rechnung ausgewiesenen Gesamtpreis
  • Beispielsweise, Preis pro Kilogramm oder pro Liter, multipliziert mit der Bestellmenge. Lieferkosten werden dazu gerechnet
  • Maximal können pro Haus halt 2.000 Euro erstattet werden. Eine Erstattung können nur Haushalte erhalten, denen mindestens eine Erstattung von einhundert Euro zusteht

Wichtig zu erwähnen, die Energiehärtefallhilfe fällt grundsätzlich nicht unter das Steuerrecht. Sie kann allerdings Einfluss haben auf andere Posten wie Betriebsausgaben und Werbekosten und so den Gewinn erhöhen, das betrifft aber nur Gewerbetreibende.

Welche Möglichkeiten gibt es noch, um Hilfe für Energiekosten zu erhalten?

Es gibt in Deutschland außer der Energienothilfe weitere Leistungen, um die hohen Kosten für Energie abzufedern, nämlich den Heizkostenzuschuss. Diesen kannst du beantragen, wenn du zu folgenden Gruppen gehörst:

Wohngeldempfänger: Personen, die bereits Wohngeld beziehen, können in der Regel auch für den Heizkostenzuschuss berechtigt sein. Wohngeld wird einkommensabhängig gewährt und unterstützt Haushalte bei den Wohnkosten

Bezieher von Sozialleistungen: Empfänger von bestimmten Sozialleistungen wie Arbeitslosengeld II (Hartz IV), Sozialhilfe oder Grundsicherung im Alter und bei Erwerbsminderung können unter Umständen Anspruch auf den Heizkostenzuschuss haben

Hier mal ein Rechenbeispiel für Erstattungsansprüche Einfamilienhaus mit Ölheizung

Referenzpreis 2021: 71 ct/Liter und Bestellmenge 2000 Liter

Bei Einkaufspreis von 1,72 € pro Liter:

1,72 € x 2000 Liter = 3440 €

0,8 x (3440 € – (1,42 € x 2000L)) = 480 €

Erstattungsanspruch von 480 €

Als Beispiel bei einem Einkaufspreis von 1,30 € pro Liter, läge der Erstattungsanspruch von 192 €

Fazit Energiehärtefallhilfe in Deutschland

Die Energiehärtefallhilfen sind ein gut gemeintes Förderprojekt und unterstützt Bürger mit kleinem Geldbeutel. Da allerdings nur die Mehrkosten ab einer Verdoppelung der Energiekosten gefördert werden, und das auch nur zu 80 %, kann man nicht von einer gewaltigen Wirkung sprechen. Dennoch ist das Projekt ein wichtiges Zeichen an die Bürger, dass der Staat versucht, die gestiegenen Energiekosten für alle tragbar zu gestalten.

Quelle: Baden Württemberg

Denny

Die Leidenschaft, mit der Kunst der Worte Sachverhalte verständlicher zu machen und Menschen zu begeistern, begleitet mich seit meiner Jugend. Jedoch war es mir erst nach einigen Jahren der Reife vergönnt, meiner Passion auch beruflich zu folgen. So ist es mir nach meiner schulischen und beruflichen Laufbahn möglich gewesen als freier Texter verschiedenste Projekte zu unterstützen. Dabei liegen mir besonders Themen rund um Nachhaltigkeit, freies Geld verdienen und Persönlichkeitsentwicklung am Herzen. Denn ich möchte Menschen und vor allem deren Visionen dabei helfen, sich zu verwirklichen und Gutes in die Welt zu tragen.

(Bildquelle: Adobe Stock Von Ustas)