Ist LNG Flüssigerdgas erzeugt oder ist es natürlich?

Flüssigerdgas kommt natürlich so nicht vor. Um Erdgas flüssig zu machen, muss es mittels Prozess umgewandelt werden. Wir erklären dir kurz wie das geht.

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Flüssigerdgas entsteht durch einen Umwandlungsprozess
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Bei LNG Flüssigerdgas handelt es sich nicht um einen fossilen Brennstoff natürlichen Zustandes. Es handelt sich dabei um Erdgas als natürliches gasförmiges Vorkommen, um es aber flüssig zu machen, bedarf es einen Prozess. Wir versuchen dir hier kurz und einfach zu erklären, wie das natürlich vorkommende Erdgas zu wird.

Damit aus Erdgas Flüssigerdgas wird, muss es einen Prozess der Verflüssigung durchlaufen. Das passiert durch die Temperatur. Um den gewünschten Effekt allerdings zu erzielen, müssen Temperaturen von -162° C erreicht werden. Das ist gar nicht so einfach. Hier kommen wichtige physikalische Grundlagen zum Einsatz.

So wird das Erdgas zu LNG Flüssigerdgas umgewandelt

Wird ein Gas durch Druck zusammengepresst, kommt es zu einer Erwärmung. Dieser Effekt ist auch in die gegenteilige Richtung zu erkennen. Das heißt, wird ein Gas ausgedehnt, kühlt es sich ab. Allerdings tritt dieser Effekt nur dann ein, wenn das Gas keine Wärme von außen zugeführt bekommt.

Um das Erdgas zu kühlen und LNG zu erhalten, muss es also erst einmal zusammengepresst werden. Anschließend wird es abgekühlt und bekommt den Raum, um sich auszudehnen. Dadurch sinken die Temperaturen noch weiter. Um dem Gas diesen Raum zu geben, wird es in sehr großen Behältern aufbewahrt.

Der Vorgang wird mehrfach wiederholt. Je kälter das Gas wird, umso wahrscheinlicher ist es, dass der Effekt der Verflüssigung eintritt. Wenn es also die flüssige Form erreicht hat, wird es in speziellen Tanks aufbewahrt und kann in die dafür vorgesehenen Tanks gepumpt werden. Der Transport erfolgt dann meist auf dem Wasserweg. Hier werden spezielle Tanks benötigt, damit das Flüssiggas nicht mit Wärme in Berührung kommt.

Interessant ist, dass Flüssigerdgas auch wieder in Gas gewandelt werden kann. Das heißt, kommt das Erdgas in einem flüssigen Aggregatszustand an (dann ist es Flüssigerdgas), wird es erwärmt bekommt mehr Raum/Platz und verwandelt sich wieder in gasförmiges Erdgas. Das Flüssigerdgas bringt ein hohes Maß an Flexibilität mit sich. Der Transport muss nicht über die viel umstrittenen Pipelines erfolgen. Stattdessen ist es möglich, die gewünschte Menge über den Schiff- oder Güterverkehr zu transportieren. Gleichzeitig benötigt LNG deutlich weniger Volumen. So können mit einer Ladung größere Mengen transportiert werden.

Die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten von Erdgas im flüssigen Zustand

Flüssigerdgas kommt immer mehr zum Einsatz und wird sogar als Hilfe aus der derzeitigen Gas-Krise beschrieben. Dabei ist es auch interessant zu wissen, wofür Flüssigerdgas eigentlich eingesetzt werden kann. Nicht immer wird das LNG auch wieder in Erdgas umgewandelt. Teilweise kommt das verflüssigte Gas auch direkt in dem Aggregatszustand zum Einsatz. Einsatzbereiche sind:

  • Prozesswärme erzeugen: Gerade in der Industrie wird LNG gerne eingesetzt, damit Prozesswärme erzeugt werden kann. Benötigt wird die Prozesswärme beispielsweise für die Lebensmittelverarbeitung oder auch für die Produktion von Glas
  • Kraftstoff: LNG kann auch als Kraftstoff eingesetzt werden, allerdings derzeit ausschließlich im Schiffsverkehr oder im Schwerlastverkehr. Hierbei handelt es sich um einen Nutzungsbereich, der zunehmend auf dem Vormarsch ist. Es ist für Unternehmen sogar möglich, sich eine eigene Tankstelle für LNG auf das Betriebsgelände bauen zu lassen
  • Einsatz für die Kühlung: Durch die geringe Temperatur, die Flüssigerdgas hat, kann es auch eingesetzt werden, um in Bereichen für die Tiefkühlung zu sorgen. Unter anderem kommt es zum Einsatz, um Lebensmittel in einem tiefgekühlten Zustand zu halten. Bis zu -40° C können durch das Flüssigerdgas erhalten werden

Exkurs: LNG ist nicht zu verwechseln mit CNG*. Auch wenn CNG ebenfalls als Kraftstoff zum Einsatz kommt, gibt es dennoch einige Unterschiede. Diese liegen unter anderem beim Brennwert, der Reichweite und auch bei den Fördermöglichkeiten. Dadurch entsteht ein unterschiedlicher Preis für den Kraftstoff.

Verweis intern: Ist aber Flüssigerdgas ein Allheimittel auf ewig oder was bringt uns das?

Fazit Flüssigerdgas ist kein natürlicher Zustand

Flüssigerdgas ist also kein Energieträger, der aus dem Erdreich im flüssigen Zustand gefördert wird. Stattdessen wird das LNG durch den Einfluss von Druck und geringen Temperaturen aus Erdgas hergestellt. Wobei ich hier eher den Begriff „umgewandelt“ nutzen würde, da es weniger ein Herstellungsprozess als Umwandlungsprozess ist. Durch die Veränderung des Aggregatszustandes ist es möglich, Flüssigerdgas auf unterschiedlichen Wegen zu transportieren und größere Mengen zu liefern, als es bei Erdgas möglich ist. Ein weiterer Vorteil ist, dass auch Flüssigerdgas im flüssigen Zustand, wie oben beschrieben, zum Einsatz kommen kann.

*CNG: CNG bedeutet „compressed natural gas“, also komprimiertes Erdgas. Dabei handelt es sich um ein natürlich vorkommendes Erdgas, was eben „nur“ komprimiert und getrocknet, also „zusammengedrängt, zusammengepresst“ ist. CNG wird auch in Autos getankt und gilt als günstiger und umweltfreundlicher.