Lieferung Flüssigerdgas für Deutschland und die Probleme

Flüssigerdgas für Deutschland – woher kam es? woher soll es zukünftig kommen? Wie wird es nach Deutschland geliefert und wo liegt das eigentliche Problem?

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LNG Tansport Terminals
Adobe Stock Von Kalyakan

LNG wird in Deutschland zunehmend als Energieträger eingesetzt, steht aber auch in der Kritik. Unter anderem geht es dabei um das Problem, wie das Flüssigerdgas nach Deutschland kommt. Fakt ist, dass auch der Bau von Terminals für den Empfang von Flüssigerdgas in Deutschland geplant ist. Doch wie wird Deutschland eigentlich zur Zeit versorgt?

Flüssigerdgas ist ein Energieträger, der unter anderem für die Mobilität, aber auch für die Versorgung der privaten Haushalte mit Energie zum Einsatz kommen kann und immer mehr kommt. Dabei kommt allerdings auch die berechtigte Frage auf, wer das LNG eigentlich nach Deutschland liefert und wie belastend dies für die Umwelt und das Klima ist. Vermehrt wurde daher nach Ländern geschaut, die Flüssigerdgas liefern.

Von hier kommt das Flüssigerdgas für Deutschland

Die USA sind einer der wichtigsten Lieferanten für LNG für Deutschland. Da die Lieferungen von Erdgas aus Russland jedoch durch die Ukraine-Krise reduziert und teilweise ganz eingestellt wurden, war es notwendig, weitere Lieferanten zu finden. Ende des Jahres 2022 wurde daher ein Abkommen mit Katar unterzeichnet. Das Abkommen gilt allerdings erst ab 2026 und LNG wird dann durch Qatar Energy nach Deutschland geliefert.

Aufgrund der aktuellen Infrastruktur in Deutschland, ist das Jahr 2026 nicht schlecht gelegt, denn bis dahin hat Deutschland noch Zeit, genug Terminals, oder allgemein die Infrastruktur, zu errichten um das Flüssiggas auch entgegenzunehmen. Denn der derzeitige Bezug aus den USA funktioniert noch über einige Umwege. Die einkaufte Menge an LNG / Flüssiggas wird nicht direkt nach Deutschland geliefert. Sie gelangt erst einmal zu den Terminals, die sich in Frankreich, den Niederlanden oder auch Belgien befinden. Von hier aus erfolgt dann der weitere Transport nach Deutschland.

Die USA und Katar sind also an den ersten Stellen zu nennen, wenn es um die Frage geht, woher das Flüssigerdgas für Deutschland kommt. Gleichzeitig kauft Deutschland LNG aber auch noch in geringeren Mengen in Australien ein. Hier erfolgt die Lieferung direkt an die Terminals in Deutschland.

Kurz: Deutschland hat eine Lösung gefunden, das aus Russland wegbleibende LNG zu beziehen – Katar – doch aber hingt Deutschland bei Lieferungen großer Mengen an LNG infrastrukturell noch hinterher.

Wie wird das Flüssigerdgas nach Deutschland transportiert?

Wie oben beschrieben, wir das LNG (noch) über unsere Nachbarländer Niederlande, Frankreich bezogen. Doch wie genau kommt das Flüssigerdgas nun eigentlich nach Deutschland? Es ist wichtig zu wissen, dass Erdgas nicht erst in Deutschland in den flüssigen Aggregatszustand versetzt wird, sondern bereits in flüssigem Zustand als Import erfolgt.

Dafür kommen LNG-Tanker zum Einsatz. Diese werden mit flüssigem Erdgas gefüllt und auf den Weg nach Europa geschickt. Sie kommen aus Australien, Norwegen und aus Katar. In den vergangenen Jahren wurden vermehrt Terminals in Europa aufgebaut, die das flüssige Erdgas in Empfang nehmen. Unter anderem entstehen solche Terminals auch in Deutschland.

Wenn das Flüssiggas an seinem Bestimmungsort angekommen ist, wird das Flüssiggas wieder in den gasförmigen Zustand versetzt, so dass es direkt in das Gasnetz übertragen werden kann. Die Terminals in Deutschland sind noch recht jung und es befinden sich in der Tat nur zwei Terminals in Deutschland – in Lubmin sowie in Wilhelmshaven. Das ist eben genau das, was oben mit „infrastrukturell noch hinterher„ gemeint ist.

Kleiner Exkurs – der Transport und die Wege

Der Transport erfolgt über spezielle Tanker. Diese sind ausgestattet mit Kugeltanks, die in der Lage sind, das Gas im flüssigen Zustand sicher zu transportieren. Allerdings ist die erste Hürde bereits der Pumpprozess, der erst einmal umgesetzt werden muss.

Um das Flüssigerdgas in die Tanker übertragen zu können, muss ein Zeitraum von mehreren Tagen eingeplant werden. Die Lagerung des Flüssigerdgases erfolgt unter einem Atmosphärendruck. Daher ist es nur möglich, spezielle Tanker zu verwenden, die natürlich einen gewissen Kostenfaktor mit sich bringen.

Diese Hürde der Transportart soll in Zukunft allerdings reduziert werden. Ziel ist es, das Gas mit Kesselwagen auch über Schienen transportieren zu können. Dadurch würde ein Faktor der Umweltbelastung, der immer wieder als Kritik genannt wird, reduziert werden.

Transport kann nur mit speziellen Tankern erfolgen

Kurzfristige größere Mengen an Flüssiggas können oft schon aus dem Grund nicht geliefert werden, da es für den Transport spezielle Tanker benötigt. Es ist nicht möglich, dass LNG auf anderen Tankern zu transportieren. Grund dafür ist die thermische Isolierung, die durch die Schiffe aufgewiesen werden muss. Damit die Kühlung des Gases gewährleistet werden kann, ist ein adiabater Prozess notwendig. Verdunstet Flüssigkeit, kommt es zu einer Kühlwirkung. Um dies gewährleisten zu können, ist eine Entnahme von Gas während des Transportes wichtig. Der hier entstehende Boil-off-Prozess garantiert den passenden Tankdruck. Zeitgleich werden die Schiffe durch das entnommene Gas mit Treibstoff versehen.

Dieses komplexe System ist die Grundlage dafür, dass LNG über den Schiffweg transportiert werden kann. Hier hat sich inzwischen ein relativ großes Netz an Tankern entwickelt. Dennoch ist es eine Hürde, wenn plötzlich die Nachfrage nach Flüssiggas steigt, wie es im Rahmen der Ukraine-Krise der Fall ist. Es dauert eine gewisse Zeit, bis diese Mengen an Gas auch zur Verfügung gestellt werden können.

Nachfrage nach LNG steigt immer weiter an

Ein Blick auf die Zahlen zeigt, dass die Nachfrage nach LNG immer mehr zunimmt. Im Jahr 2000 wurden rund 200 Milliarden Kubikmeter an flüssigem Gas transportiert und global gehandelt. Allein Jahr 2021 waren es mehr als doppelt so viele Kubikmeter und die Tendenz ist weiter steigend. Was sich aber auch deutlich in der Preisentwicklung zeigt. Siehe dazu „Preisentwicklung Flüssiggas“.

Einen großen Einfluss auf diese Nachfrage hat der Angriffskrieg auf die Ukraine. Russland galt als einer der wichtigsten globalen Lieferanten für Erdgas. Der Export wurde deutlich reduziert. Umso wichtiger wurde global die Nachfrage nach LNG – auch in Deutschland.

Aktuell ist Deutschland damit beschäftigt, sich von der Abhängigkeit in Bezug auf den Transport von LNG aus den Nachbarländern zu lösen und vermehrt eine eigene Infrastruktur zu erstellen. Die Bezugsquellen unterliegen einer deutlichen Diversifizierung, um so zu verhindern, dass erneut eine Abhängigkeit von nur einem Exporteur entsteht.

Fazit Lieferung von LNG nach Deutschland und die Probleme

Deutschland bezieht zunehmend größere Mengen an Flüssigerdgas aus den USA und auch aus Australien und Katar. Die Anlieferung erfolgt noch immer zu großen Teilen über die Terminals der Nachbarländer. Dies soll sich jedoch ändern. Ein Nachteil ist, das ein hoher Anteil an Energie zur Verflüssigung des Gases benötigt wird. Besser darstellen lässt sich der benötigte Energiebedarf im Vergleich zum Gesamtenergiegehalt, den das Erdgas mit sich bringt. Für die Verflüssigung werden bis zu 20 % des Gesamtenergiegehaltes benötigt. Dazu kommt auch, dass die Kompressionswärme, die bei den Prozessen entsteht, nicht zurückgewonnen und für den Prozess eingesetzt werden kann.