Nachtspeicherheizung sinnvolle Ergänzung des Heizsystems

Eine Nachtspeicherheizung ist in Kombination mit der eigenen Photovoltaikanlage sinnvoll. Ein Energiemanagementsystem zur Steuerung der Speicherheizung sinnvoll

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Nachtspeicherheizung Ergänzung
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Eine Nachtspeicherheizung nutzt Strom, wenn dieser günstig zur Verfügung steht, um Wärme zu erzeugen. Diese Heizwärme geben die Speicher langsam wieder ab. Daher stammt auch der Name. Nachtspeicherheizungen wurden beliebt, als Strom vor allem nachts günstig war und viele Menschen noch mit Kohle geheizt haben. Aber für wen und wann lohnt sich heute noch ein Nachtspeicherofen?

Erst gelobt, dann verpönt: Wie steht es heute um Nachtspeicherheizungen?

Die ersten Nachtspeicheröfen kamen in den 1950er-Jahren auf den Markt. Zu jener Zeit wurden die meisten Wohnungen per Kohle oder Holz beheizt. Zentralheizungen waren selten. Gleichzeitig verbreiteten sich Elektroheizungen als bequeme und saubere Alternative. Da Strom bei Nacht günstiger war, bot sich der Einsatz einer Heizung an, die Wärme über einen Zeitraum von bis zu 24 Stunden speichert und kontrolliert wieder abgeben kann. Genau diesen Zweck erfüllen Nachtspeicherheizungen.

Durch die steigenden Strompreise rentierten sich die Nachtspeicheröfen immer weniger. In den 1970er-Jahren ersetzen zudem Zentralheizungen die unbeliebten Kohle- und Holzöfen. Sie waren selbst im Vergleich zu günstigeren Nachtstromtarifen effizienter und preiswerter im Betrieb. Da Heizen mit Strom generell als ineffizient eingestuft wurde, verbot die Bundesregierung mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2009 den Betrieb von Nachtspeicheröfen.

Seit 2013 ist dieses Verbot wieder aufgehoben. Auf Rat von Energieversorgern wie RWE und EnBW hob die Bundesregierung diesen Teil der Energieeinsparverordnung auf. Die Argumentation ist, dass Nachtspeicherheizungen einen Teil zur Energiewende beitragen können. Die Öfen nutzen Elektrizität, wenn sie im Überfluss zur Verfügung steht. Das verhindert, dass Windkraftanlagen abgeregelt werden müssen. Dafür sinkt der Strom- oder Energieverbrauch, wenn die Nachtspeicherheizung die Wärme zeitnah wieder abgibt.

Eine Nachtspeicherheizung mit dem passenden Stromtarif koppeln

Eine Option, wie Du eine Nachtspeicherheizung heutzutage sinnvoll einsetzen kannst, ist ein Stromtarif mit stündlicher Preisanpassung. Er orientiert sich direkt an den Börsenpreisen. Dann liegt der Strompreis teilweise im einstelligen Cent-Bereich, mitunter ist der Börsenpreis pro Kilowattstunde sogar negativ. Für Dich als Verbraucher ist Strom in solchen Zeiten somit extrem günstig.

Dann lohnt es sich, wenn Du von den Preisen Gebrauch machst und den günstigen Strom in Wärme umwandelst. Eine Nachtspeicherheizung gibt Dir die Möglichkeit, die Wärme zumindest für die nächsten 24 Stunden zu speichern und konstant abzugeben.

Eine Nachtspeicherheizung für Besitzer einer Photovoltaikanlage

Wenn Du eine Photovoltaikanlage auf dem Dach hast, dann kennst Du die Herausforderung, einen möglichst hohen Grad an Eigennutzung des Stroms zu erreichen. Erst dann rentiert sich Deine Anlage wirklich. Experten schätzen inzwischen, dass der Grad an Eigennutzung mindestens bei 60 Prozent liegen sollte.

Eine Nachtspeicherheizung ist eine Option, wie Du die Eigennutzung Deines Solarstroms steigerst. Tagsüber erzeugt Deine Anlage oft mehr Strom, als Du selbst verbrauchen kannst. Viele Verbraucher versuchen, die Eigennutzung durch den gezielten Betrieb von Großverbrauchern zu forcieren. Dazu zählt etwa, die Waschmaschine an Tagen mit viel Sonne laufen zu lassen oder die Batterien des E-Fahrzeugs tagsüber zu laden.

Interessant zur Kombination: Informiere dich, ob auch Heizungen als Privatpersonen gefördert werden?

Durch gestiegene Energiepreise rechnet sich inzwischen die Wärmeerzeugung mit eigenem Solarstrom

Die Umwandlung der elektrischen Energie von der Photovoltaikanlage in Wärme ergibt inzwischen oftmals Sinn. Dies liegt einerseits an der vergleichsweise niedrigen Einspeisevergütung. Gerade Altanlagen, die mehr als 20 Jahre in Betrieb sind, erhalten sehr wenig Erlös für den überschüssigen Strom, den Du ins öffentliche Netz abgibst. Andererseits sind auch die gestiegenen Energiepreise dafür verantwortlich, dass sich die Wärmeerzeugung mit eigenem Solarstrom inzwischen rechnet.

Der Preis für Erdgas lag im Herbst 2022 in Deutschland für private Endkunden im Schnitt bei knapp über 20 Cent pro Kilowattstunde. Die Einspeisevergütung für jede Kilowattstunde Solarstrom betrug hingegen nur rund sechs Cent für eine neue Photovoltaikanlage. Somit ergibt sich die einfache Rechnung, dass es aus finanzieller Sicht sinnvoller ist, den eigenen Solarstrom für die Wärmegewinnung zu nutzen, als Erdgas in der Zentralheizung.

Verweis intern: Hier lest ihr nach, für wen eine Balkon-Photovoltaikanlage sinnvoll sein könnte.

Ein weiterer Punkt, der für eine Nachtspeicherheizung in Kombination mit einer Photovoltaikanlage spricht, sind die hohen Preise für Batteriespeicher. Einige Besitzer von PV-Anlagen haben in Batteriespeicher investiert. Diese stellen Dir dann auch bei Nacht oder wenn die Sonne nicht scheint, Strom zur Verfügung. Solche Batteriespeicher sind jedoch sehr teuer. Eine Nachtspeicherheizung ist hingegen eine preiswerte Option, um die Eigennutzung des Stroms zu steigern.

Mit einem Energiemanagementsystem die Nachtspeicherheizung mit günstigem oder eigenem Strom betreiben

Die Wirtschaftlichkeit eines Nachtspeicherofens steht und fällt mit den Kosten für die Energie, mit der Du ihn betreibst. Egal, ob Du einen Stromtarif mit Börsenpreis oder den Strom der eigenen PV-Anlage nutzt: Es ist sehr aufwendig, die Heizung manuell zu steuern.

Die Lösung sind intelligente Energiemanagementsysteme. Es gibt inzwischen verschiedene Konzepte, wie Du Stromverbraucher intelligent und automatisch betreibst. Energiemanagementsysteme schalten Verbraucher selbstständig. Dabei orientieren sich die Energiemanagementsysteme am aktuellen Strompreis des Versorgers oder der zur Verfügung stehenden Strommenge Deiner eigenen Photovoltaikanlage.

Verweis intern: Solltet ihr noch bei der Planung sein, empfehlen wir euch eine Checkliste beim Kauf ( Anschaffung einer Photovoltaikanlage zu nutzen.Download Checkliste zur Anschaffung einer Photovoltaikanlage

Mit einem solchen Energiemanagementsysteme betreibst Du also auch einen Nachtspeicherofen automatisch. So speicherst Du günstigen oder überschüssigen Strom in Form von Wärme und reduzierst auf diesem Weg Deine Heizkosten. Dank der intelligenten Steuerung gelingt dies sehr effektiv und auch noch vollautomatisch. Die Anschaffung einer solchen Lösung lohnt sich zudem, da Du auch andere Verbraucher steuern kannst. Dazu zählen beispielsweise die Waschmaschine oder auch der Ladevorgang eines E-Fahrzeugs.

Nachtspeicherheizungen in der Energiekrise

Die Energiekrise, die Europa im Sommer 2022 getroffen hat, betrifft auch die Stromversorgung und bringt diese in Gefahr. Selbst die Bundesnetzagentur schließt inzwischen Lastabschaltungen nicht mehr gänzlich aus. Diese würden vor allem während der Wintermonate, also während der Heizperiode, eintreten. Eine Lastabschaltung würde in Form von rollenden Brownouts umgesetzt. Das sind geplante, stundenweise Abschaltungen der Stromversorgung in bestimmten Gebieten.

Eine solche Stromabschaltung beeinflusst in den meisten Fällen auch Deine Wärmeversorgung. Das gilt selbst dann, wenn Du mit Gas, Öl oder Pellets heizt. Zentralheizungen arbeiten fast immer mit elektrischen Umwälzpumpen. Somit transportiert die Zentralheizung keine Wärme mehr in Deine Heizkörper, wenn der Strom ausfällt. Selbst ein großer Warmwasserspeicher hilft dann nicht, Deine Wohnung mit Wärme zu versorgen. Gleiches gilt für den Betrieb des Heizungskessels. Ohne Elektrizität kann er nicht mehr arbeiten.

An kalten Wintertagen fällt ohne Wärmequelle die Temperatur in den Räumen recht schnell. Das gilt besonders für ältere Gebäude mit weniger effizienter Wärmedämmung. Eine Nachtspeicherheizung ist eine mögliche Lösung, mit der Du einen Blackout überbrückst. Auch wenn der Nachtspeicherofen vom Strom getrennt ist, gibt er die gespeicherte Wärme ab. Effektiv sind bis zu 16 Stunden möglich. Laut Bundesnetzagentur würde eine Lastabschaltung nur wenige Stunden dauern. Dementsprechend überbrückt eine Nachtspeicherheizung einen so kurzen Stromausfall problemlos und sorgt zumindest in einem Raum dafür, dass die Temperatur stabil bleibt oder wenigstens langsamer sinkt.

Fazit Nachtspeicherheizung in Kombination mit Photovoltaikanlage und Energiemanagementsystem

Eine Nachtspeicherheizung ist heutzutage vor allem dann sinnvoll, wenn Du eine eigene Photovoltaikanlage betreibst. Auch in Verbindung mit einem Stromtarif mit Börsenpreis kann (aber auch nur kann und in wenigen Fällen) eine solche Lösung von Vorteil sein. Voraussetzung ist ein Energiemanagementsystem, das die Nachtspeicherheizung intelligent steuert.