Interview mit Bernhard Siegel – Solarstromausbau für den Klimaschutz

Verfehltes Klimaziel im Koalitionsvertrag führen zu Fragenzeichen. 1,5-Grad-Pfad mit den Koalitionszielen für Solar und Wind nicht erreichbar - Bernhard Siegel

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Klimaziel 1,5 Grad Pfad verlassen
Foto von Mika Baumeister auf Unsplash

Das Thema Energiewende, Nutzung neuer Technologien, Aufgreifen erneuerbarer Energiequellen ist kein neues Thema. Die Energiewende ist aber bei Weitem noch nicht da, wo sie sein sollte. Um den Gründen mehr auf die Spur zu kommen gibt es Menschen, die tagtäglich forschen um Annahmen zu bekräftigen oder auch nicht, Solarstromausbau für den Klimaschutz. Interview mit Bernhard Siegel.

So auch die Menschen der HTW Berlin um Prof. Volker Quaschning und Forschungsteam. Als ich auf die Studie  der HTW Berlin gestoßen bin, wollte ich mehr wissen. Dazu habe ich mit Bernhard Siegel von der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin ein kurzes schriftliches Interview geführt. Danke nochmal an dieser Stelle Herr Bernhard Siegel.

Kurze Vorstellung, wer hat diese Studie durchgeführt?

Erstellt wurde die (Studie Solarstromausbau für den Klimaschutz) von der Forschungsgruppe um Prof. Volker Quaschning, die sich mit Solarspeichersystemen auseinandersetzt.

Wann wurde diese Studie und warum durchgeführt?

Die Studie wurde im Sommer/Herbst 2021 erstellt, anlässlich der Bundestagswahl. Daher enthält sie auch einen Abschnitt zu den Forderungen der Parteien im Wahlkampf und hat dann ein Vorwort zum Koalitionsvertrag erhalten. Interessant fanden wir, dass zwar im Koalitionsvertrag von einem 1,5 °C-Pfad die Rede ist, aber wir mit unseren vergleichsweisen hohen Zahlen wohl aufgrund der hohen aktuellen Emissionen nur auf einen 1,7°C-Pfad kommen. Wie die Parteien mit dieser verfehlten Zielsetzung auf 1,5°C kommen, ist uns schleierhaft. Wir wandeln weiter deutlich neben dem Pfad und haben noch nicht einmal das Ziel anvisiert – geschweige denn den Kurs geändert.

Update 16.06.2023 – Entwirrung in der Heizungsdebatte in Sicht. Entscheidung wohl noch vor der Sommerpause. Koalition – Entwirrung im Wust der Heizungsdebatte

Update 07.07.2023 – IPCC hält eine Begrenzung der Erwärmung auf 1,5 Grad bis 2100 noch für möglich (siehe Bereich Update

Was wurde gemacht und was ist das Ergebnis?

Es wurde der Energieverbrauch in Deutschland in drei Szenarien entwickelt. Für verschiedene Zeitpunkte der Zielerreichung wurde der notwendige Kraftwerkspark berechnet. Am Ende haben wir unsere Annahmen und Ergebnisse natürlich mit anderen, umfangreicheren Studien verglichen. Uns ging es allerdings besonders um eine klare Kommunikation der notwendigen Zahlen und zugrunde liegenden Zusammenhänge, daher haben wir uns bemüht, unter 30 Seiten zu bleiben. Das ist uns gelungen. Damit Deutschland im Jahr 2035 emissionsfrei wirtschaften kann, benötigen wir über 590 GW an Photovoltaik, 200 GW Wind an Land und 70 GW Wind offshore.

Bernhard Siegel – Was für ein Defizit (an Gigawatt) bestünde?

Je nach Szenario und Jahr der Zielerreichung. Im Referenzszenario benötigen wir bis 2030 etwa doppelt so viel Wind- und Solaranlagen, wie im Koalitionsvertrag angestrebt.

Welchen Maßnahme-Plan würde Sie konkret vorschlage, woran gearbeitet werden muss, so dass „um überhaupt auf den Pfad des Pariser Klimaschutzziels zu kommen“ erreicht werden kann? Technisch, wirtschaftspolitisch, arbeitspolitisch?

Zunächst natürlich eine Korrektur der Ausbauziele für Erneuerbare Energie, was sich dann auch auf Ausschreibungsmengen und den notwendigen Netzausbau auswirkt. Ferner müssen vor allem Schranken fallen: Weniger Bürokratie ist das A und O der Energiewende. Da zunehmend die Erneuerbaren auch marktwirtschaftlich konkurrenzfähig sind, gilt es hier vor allem, nicht zu bremsen – statt zu fördern. Von der Planung über die Genehmigung bis zur Installation gibt es etliche Hürden, die abgebaut werden müssen. Gleichzeitig müssen Steuern und Abgaben auf verschiedene Energieträger harmonisiert werden.

Strom wird der Energieträger der Zukunft werden, daher sollten hier besonders wenige zusätzliche Belastung anfallen. Auf der Seite der Produktion hat Deutschland bereits eine Abwanderung der PV-Industrie erlebt, die Windbranche zieht da gerade nach. Hier müssen die Rahmenbedingungen geschaffen werden, wieder europäische Produktion zu ermöglichen. Und letztlich müssen weitere Fachkräfte gewonnen werden, um die Energiewende umzusetzen und die erforderlichen Kapazitäten zu installieren.

Fazit der EWN-Redaktion:

Wir sind uns einig, wir können weniger ein Fazit ziehen als weiter Fragen zu stellen. Wie kann es sein, dass die Anzahl der im Koalitionsvertrag angegebenen Wind- und Solaranlagen dem Ergebnis nach eigentlich doppelt so hoch sein müssten? Ist Energiewende tatsächlich ein Interesse aller Politiker? Zu viel Bürokratie und zusätzliche Belastungen führen demnach zu Abwanderungen der Photovoltaik-Industrie, was muss noch passieren, so dass Europa wieder vorne dabei ist? Ein weiterer Punkt ist immer wiede rdie Infrastruktur, hier passiert einfach zu wenig in einer entsprechenden Geschiwndigkeit, zum Beispiel auch bei dem Thema LNG Terminals. Der Emissionshandel als wichtiges Instrument für den Klimaschutz durch Anreize!