Eigenstrom – Self-Made-Strom kurz und einfach erklärt

Die Wahl der Eigenstrom Produktion hängt oft am Budget. So sind Photovoltaik-Anlagen weit verbreitet, da Blockheizkraftwerke gerne mal sehr teuer sein können.

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Self Made Strom erklärt
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Du möchtest Eigenstrom selbst erzeugen und interessierst Dich dafür, welche Möglichkeiten bestehen? Hier erfährst Du, wie Du in Zeiten des Kohle- und Atomausstiegs deine Stromversorgung unabhängiger von den öffentlichen Netzen gestalten kannst und welche Anlagen Du dafür benötigst.

Wie erfolgt die Erzeugung von Eigenstrom, und was ist das überhaupt?

Wenn Du elektrische Energie selbst erzeugst und verbrauchst, ist von Eigenstrom die Rede. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Solarstrom und damit um Energie, die Du über eine Solar- oder Photovoltaik-Anlage gewinnst. Heute ist es möglich, damit fast den gesamten Strombedarf eines Haushalts abzudecken.

Während wir beim selbst angebauten Obst und Gemüse nicht von Eigenobst oder Eigengemüse sprechen, hat gerade der Solarstrom als Eigenstrom in den allgemeinen Sprachgebrauch Eingang gefunden. Dennoch verwenden wir den Begriff auch für aus anderen Quellen erzeugten Strom wie etwa für Wasser- oder Windstrom.

Mittlerweile steht das Wort Eigenstrom aber für viel mehr als nur den selbst erzeugten und verbrauchten Strom. Wir verwenden es, wann immer wir über Konzepte einer dezentralen Stromversorgung sprechen. Denn statt den Strom aus einem zentralen Kraftwerk zu beziehen, produziert ihn jeder dezentral und damit direkt vor Ort.

Strom zu erzeugen führt selten an Photovoltaik-Anlagen vorbei

Wenn Du Strom selbst erzeugen möchtest, führt der Weg zumeist über eine Photovoltaik-Anlage. Sie ist mit ihren Solarpaneelen in der Regel auf dem Hausdach installiert und speist den erzeugten Strom in das Hausnetz ein. Das bedeutet, dass im Prinzip alle an dieses Hausnetz angeschlossenen Verbraucher den selbst erzeugten Strom nutzen können. Dazu gehören elektrische Geräte wie der Kühlschrank, die Kaffeemaschine oder die Heizung.

Abhängig von der Dimensionierung der Anlage ist es möglich, nahezu den gesamten Stromverbrauch über die Anlage zu decken. Wenn Du den Strom direkt im Haushalt verbrauchst, nennen wir das entsprechend Eigenverbrauch oder Selbstverbrauch.

Doch häufig verbraucht ein Haushalt nicht den gesamten selbst erzeugten Strom. In diesem Fall entsteht ein Überschuss. Verfügst Du in deinem Haus über einen Speicher, dann kannst Du den Überschuss dort lokal speichern. Das ist zum Beispiel nützlich, wenn Du im Sommer erzeugten Strom im Winter für das Heizen verbrauchen möchtest. Eine weitere Verwendungsmöglichkeit für den als Überschuss vorliegenden Eigenstrom besteht in der Einspeisung in das öffentliche Netz.

Hinweis: Der Kauf / Anschaffung einer Photovoltaikanlage muss gut durchdacht sein. Eine Checkliste ist deshalb immer hilfreich.

Was sind die Herausforderungen bei der Erzeugung?

Häufig fällt es schwer, durch Eigenstrom eine echte Unabhängigkeit vom öffentlichen Stromnetz herzustellen. Das gilt gerade in der kalten und dunklen Jahreszeit mit wenigen Sonnenstunden oder, im Falle von Windstrom, bei Phasen der Windstille. Daher kommen viele Haushalte ohne den Anschluss an das öffentliche Netz nicht aus.

Wenn Du Eigenstrom erzeugst, musst Du Dir überlegen, welchen Anteil Du selbst verbrauchen und welchen Du in das öffentliche Stromnetz einspeisen möchtest. Als Eigenverbrauchsquote wird dabei der Anteil des verbrauchten am erzeugten Strom bezeichnet. Wie hoch diese Quote sein sollte, lässt sich heute nicht mehr so leicht beantworten wie früher. Denn die Strompreise sind gestiegen und die Einspeisevergütungen gesunken. Und wer viel einspeist, muss entsprechend mehr Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen, weshalb steigende Strompreise für dieses Modell ein Problem darstellen. Daher lohnt es sich heute eher, eine hohe Eigenverbrauchsquote zu fahren.

Die Herausforderung besteht also für viele Haushalte aktuell darin, die Eigenverbrauchsquote zu steigern. Das lässt sich auf verschiedenen Wegen erreichen. Möglich wäre es zum Beispiel, Deine Verbraucher immer dann laufen zu lassen, wenn Du viel Eigenstrom erzeugst. Statt die Waschmaschine zum Beispiel am Abend nach der Arbeit laufen zu lassen, könntest Du sie mittags einschalten, wenn die Sonne scheint. Das funktioniert zum Beispiel im Smart Home mit zeitgesteuerten Geräten. Eine andere Möglichkeit besteht darin, auf Stromheizungen zu wechseln. Auf diese Weise lässt sich der Eigenstromverbrauch schnell erhöhen.

Für wen kommt eine Anlage infrage, und welche Möglichkeiten bestehen?

Wenn Du Solarstrom nutzen und eine entsprechende Anlage installieren möchtest, sind einige Voraussetzungen zu erfüllen. Denn diese Lösung bietet sich nicht für jeden an. Zumeist nutzen solche Haushalte PV-Anlagen, die über eine ausreichend große Dachfläche verfügen. Je größer die dafür zur Verfügung stehende Fläche ist, desto mehr und größere Solarpaneele kannst Du verbauen. Damit steigen entsprechend Deine Produktionsmöglichkeiten für Eigenstrom.

Wichtig ist auch, dass überhaupt genügend Sonne vorhanden ist. In unseren Breitengraden sollte die Dachfläche im Idealfall nach Süden zeigen, um möglichst viel Sonnenlicht nutzen zu können. Die Solarmodule sind aber nicht alles. Sie sind nur der sichtbarste und wichtigste Teil der Anlage. Du musst jedoch außerdem weitere Komponenten wie Wechselrichter, Stromspeicher und die notwendige Verkabelung unterbringen. Es ist daher zusätzlicher Platz notwendig, der vielleicht nicht in jedem Haus vorhanden ist.

Neben der Sonne kannst Du auch den Wind für die Energiegewinnung nutzen. Dafür stellst Du zum Beispiel in Deinem Garten eine Windkraftanlage bzw. ein Windkraftwerk oder einen Windgenerator auf. Ohne eine baurechtliche Genehmigung kannst Du in Deutschland solche Anlagen bis zu einer Höhe von zehn Metern für die Nutzung im privaten Rahmen errichten. Neben freien Flächen im Garten eignet sich eventuell auch der Balkon für die Aufstellung der Anlage. Sinnvoll ist die Errichtung nur an sehr windigen Standorten, zum Beispiel an der Küste.

Eine weitere Möglichkeit besteht mit dem Einbau eines Blockheizkraftwerks. Du kannst damit auf besonders effiziente Weise gleichzeitig Wärme und Strom erzeugen. Es eignet sich gerade für solche Haushalte, die ganzjährig einen hohen Bedarf an Wärme und Strom haben. Der entscheidende Vorteil ist hier der hohe Effizienzgrad.

Wie viel kostet die Errichtung einer Anlage für die Erzeugung von Eigenstrom?

Tatsächlich handelt es sich bei einer Photovoltaik-Anlage um eine der günstigsten Möglichkeiten der privaten Stromerzeugung. Das liegt auch daran, dass sich die meisten Eigenstromerzeuger für diese Option entscheiden. Auf dem Markt existieren viele Anbieter, und hinsichtlich der Produkte besteht eine größere Auswahl, was die Preise drückt. Doch auch der relativ einfache Aufbau von PV-Anlagen führt zu geringeren Preisen. Die Kosten für kleinere Anlagen für eine Dachfläche von etwa 25 Quadratmetern liegen zwischen 5.000 und 6.000 Euro. Bei 50 Quadratmetern Dachfläche steigen die Kosten auf etwa 9.000 Euro. Bei großen Dächern mit über 70 Quadratmetern Fläche liegen die Kosten bereits bei knapp 13.000 Euro.

Die Kosten für eine Windkraftanlage für die Stromerzeugung im privaten Rahmen liegen im Schnitt bei etwa 25.000 Euro. Dieser Preis gilt für auf Wind basierende Minikraftwerke, die für die Versorgung von Privathaushalten vorgesehen sind. Damit liegen die Windgeneratoren preislich ungefähr auf einem Niveau mit den etwas teureren Blockheizkraftwerken.

Die höchsten Kosten fallen an, wenn du dich für die Option eines Blockheizkraftwerks entscheidest. Aufgrund der hohen Investitionskosten lohnt sich diese Variante nur für Haushalte, die große Strommengen produzieren möchten. Geh für sogenannte Mikro- oder Nano-Blockheizkraftwerke von Kosten zwischen 15.000 und 30.000 Euro aus.

Einwurf: der NDR hat eine gute Kurzreportage darüber gemacht, hilfreich zu wissen, wenn man sich mit em Thema beschäftigt.

Ist der Eigenverbrauch an Strom steuerpflichtig?

Lange Zeit war nicht nur die Einspeisung in das öffentliche Netz bzw. die dadurch erzielten Gewinne steuerpflichtig, sondern auch der aus den Photovoltaik-Anlagen gewonnene Eigenverbrauch. Hierfür wurde ein Pauschalbetrag von 20 Cent pro Kilowattstunde herangezogen und je nach Verbrauch die Abgaben an das jeweilige Finanzamt ermittelt. Bei einem Jahresverbrauch von 2.000 Kilowattstunden und einem Umsatzsteuersatz von 19 Prozent würde dies einer Abgabe von 78 € an das Finanzamt entsprechen.

Seit dem Jahr 2021 gibt es die Möglichkeit, sich von der Einkommenssteuer befreien zu lassen, sofern die PV-Anlage maximal 10 kWp groß ist und das Gebäude, wo sich die Anlage befindet, vom Eigentümer selbst als Wohnfläche genutzt wird.

Durch das Inkrafttreten der EEG-Novelle 2023 wurde diese Regelung zugunsten von Privathaushalten ein weiteres Mal gelockert. So fallen alle Betreiber von Photovoltaikanlagen nicht mehr unter die Einkommenssteuer, sofern diese eine Größe von 30 kWp nicht überschreitet („Betreiber“ eines Einfamilienhaus oder einer Gewerbeimmobilie). Dadurch müssen sich die meisten privaten Solaranlagen-Betreiber keine Gedanken mehr über das Finanzamt und mögliche Abgaben machen, da Anlagen über 30 kWp fast ausschließlich nur im gewerblichen Segment vorkommen.

Fazit Eigenstrom hat mehr als eine Option

Eigenstrom ist der im eigenen Haushalt erzeugte und verbrauchte Strom. In den meisten Fällen erfolgt die Produktion mit einer Photovoltaik-Anlage, wobei Du die Sonne als Energiequelle nutzt. Als Alternativen zu Solaranlagen dienen Wind- oder Blockheizkraftwerke. Von der gewählten Option hängt ab, mit welchen Kosten Du für die Investition rechnen musst.