Nachhaltige Energiewende – die Zukunft beginnt heute

Wer bereits mit der eigenen Energiewende gestartet hat, gehört schon jetzt zu den Gewinnern, da du dich unabhängig von den Preisbewegungen am Weltmarkt machst.

6 min Lesezeit
Energiewende beginnt heute
Photo by Li-An Lim on Unsplash

Die Energiewende bezeichnet den Wechsel der Energieversorgung von fossilen zu erneuerbaren Quellen. Dieser Prozess läuft in Deutschland und der gesamten Europäischen Union bereits seit einigen Jahren. Die Energiewende ist jedoch noch lange nicht abgeschlossen. Um die Energieversorgung der Zukunft sicherzustellen, ist es deshalb wichtig, jetzt die richtigen Maßnahmen zu ergreifen.

Warum ist die Energiewende in einer entscheidenden Phase?

Bei der Energiewende handelt es sich um einen Prozess, der weite Teile des täglichen Lebens und viele Prozesse berührt. Er ist vergleichbar mit einem Megatrend wie der Digitalisierung.

Die Ziele der Energiewende ergeben sich aus dem Übereinkommen von Paris aus dem Jahr 2015. Die 195 Länder, die es unterzeichnet haben, haben sich darin auf gemeinsame Ziele verständigt. Dazu gehört die Verpflichtung, das Zwei-Grad-Ziel einzuhalten. Somit soll die Erderwärmung, die durch Treibhausgasemissionen beschleunigt wird, auf zwei Grad bis zum Jahr 2100 gebremst werden.

Deshalb sind für dieses Ziel konkrete Maßnahmen erforderlich. In erster Linie sind dies Emissionsreduktionen. Für die CO2-Emissionen sind vor allem fossile Brennstoffe verantwortlich. Es wurde ein CO2-Budget errechnet, das noch zur Verfügung steht, um dieses Ziel zu erreichen. Deshalb ist auch ein Plan zur Emissionsreduktion entstanden.

Das Kohlenstoffbudget liegt bei maximal 1.050 Gigatonnen CO2. Der weltweite jährliche Ausstoß hat 2015 die Marke von 40 Gigatonnen überschritten, wobei seit 1990 eine klar steigende Tendenz erkennbar ist. Je später die sogenannte Emissionswende, also die Reduktion des weltweiten CO2-Ausstoßes, gelingt, desto unwahrscheinlicher ist es, das Ziel des Übereinkommens von Paris zu erreichen. Auch muss ein immer schnellerer Ausstieg erfolgen, sollte die Emissionen nicht frühzeitig sinken. Aus diesen Gründen ist es jetzt wichtig, den Ausstoß von CO2 zu reduzieren und zu handeln.

Update intern: Lese dazu ein Interview mit Bernhard Siegel von der HTW Berlin

Welche Bereiche sind von der Energiewende betroffen?

Bei der Energiewende geht es um einen breiten Umbau der Primärenergien und vielleicht denkst Du in erster Linie an die Produktion von Elektrizität. Dies ist häufig auch so in den Medien zu lesen, wenn die Fotovoltaik oder Windkraftanlagen thematisiert werden. Tatsächlich geht es aber um alle Bereiche, in denen fossile Energien zum Einsatz kommen.

Somit ist der zweite Bereich der Energiewende offensichtlich der Verkehr und auch er beruht weiterhin fast vollständig auf fossilen Energieträgern wie Diesel und Benzin. Zu Beginn des Jahres 2022 lag der Anteil der Batterie-Elektrofahrzeuge (BEV) in Deutschland bei rund 1,3 Prozent. Plug-in-Hybride (PHEV) machten weitere 1,3 Prozent aus. Der größte Teil der Fahrzeuge fährt also weiterhin mit Benzin oder Diesel. Dabei bist Du mit Deinem Pkw nicht allein und auch die Logistik und die Landwirtschaft sind von fossilen Energieträgern abhängig. Lkw sowie Land- und Forstmaschinen benötigen vor allem Diesel als KraftstoffLösungen und für die nachhaltige Mobilität fehlen hier noch fast vollständig. Ist die Energiewende nur eine Floskel oder wird diese ernst gemeint?

Mit Biogas Abhängigkeiten von fossilen Energieträgern im Verkehssektor reduzieren

Neben dem Ausbau der Elektromobilität gibt es noch andere Optionen, um die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern im Verkehrssektor zu reduzieren und dazu gehört der Einsatz von Biogas. Wird Biogas auf Erdgasqualität gereinigt, dann kannst Du ein Fahrzeug mit Erdgasmotor damit betanken. Biogas lässt sich einheimisch produzieren und kann dann auch CO2-neutral sein. Ein weiterer Vorteil ist, dass sich Ottomotoren einfach auf den Betrieb mit Erdgas beziehungsweise Biogas umrüsten lassen. Das vereinfacht die Energiewende im Mobilitätssektor, da ein Austausch der kompletten Fahrzeugflotte nicht erforderlich ist.

Zusätzlich ist ein weitere Bereich von der Energiewende betroffen, nämlich Heizlösungen in Immobilien. Fast 50 Prozent der privaten Haushalte in Deutschland wurden 2021 mit Erdgas beheizt und auf Heizöl entfallen weitere knapp 25 Prozent. 14 Prozent der Haushalte nutzen Fernwärme. Diese stammen aus unterschiedlichen, aber grundsätzlich hachhaltigen, Quellen. Mit Holzpellets, Biomasse oder Holz heizen hingegen weniger als sechs Prozent der privaten Haushalte. Der Anteil an Wärmepumpen liegt sogar noch niedriger. 2021 bewegte er sich unter drei Prozent. Die Energiewende liegt in diesem Bereich also noch deutlich hinter den Zielen.

Welche Schritte sind jetzt notwendig, um die Energiewende voranzutreiben?

Um die Energiewende zu meistern, sind sowohl Maßnahmen auf lokaler Ebene als auch im Bereich der Infrastruktur notwendig. Ein zentrales Problem in Deutschland sind fehlende Stromtrassen von Nord nach Süd. Das führt zu der absurden Situation, dass an Tagen mit viel Wind an der Nordseeküste die Windkraftanlagen gedrosselt werden. Im Süden laufen gleichzeitig konventionelle Kraftwerke. Es fehlt die Netzkapazität und das führt dazu, dass Winstrom aus dem Norden schwer bis garnicht zu den Verbrauchern im Süden transportiert werden kann.

Damit verbunden ist auch das Problem der fehlenden Speicherung von Energie. Eine Lösung, die bei der Energiewende helfen wird, ist Power-to-Gas. Dabei wird mit Wasserelektrolyse aus überschüssiger erneuerbarer Energie grüner Wasserstoff erzeugt und dieser lässt sich dann speichern und vielfältig nutzen. Die nötige Infrastruktur ist mit dem Gasnetz bereits vorhanden. Wasserstoff eignet sich als Power-to-Fuel für den Antrieb von Bussen, Lkw oder Zügen. Auch die Industrie kann Wasserstoff als Rohstoff in zahlreichen Prozessen einsetzen.

Ebenfalls kann er in Gaskraftwerken rückverstromt werden. Dann ersetzt er Erdgas, wobei der Prozess mit Power-to-Gas CO2-neutral ist. Was fehlt, sind die Kapazitäten in Power-to-Gas-Anlagen, die geschaffen werden müssen. Auf dem Weg und in Kombination mit Biogas lässt sich der Anteil an fossilem Erdgas, den Industrie und Verbraucher benötigen, schrittweise reduzieren.

Infrastruktur für Elektromobilität noch lange nicht da, wo sie sein sollte

Doch aber muss für die Elektromobilität weiterhin an der Infrastruktur für E-Autos gearbeitet werden. Mit steigender Anzahl von E-Fahrzeugen wird der Bedarf an Lademöglichkeiten wachsen. Somit wird auch mehr Elektrizität benötigt, was in der Energiewende ebenfalls berücksichtigt werden muss. Daran sollten auch Eigenheimbesitzer denken, die ein E-Fahrzeug besitzen oder die Anschaffung in Erwägung ziehen. Ebenfalls sind Lösungen für ein intelligentes Stromnetz erforderlich. So gelingt die Regulierung auf Ebene des Verbrauchers. Der Verbrauch lässt sich dynamisch anpassen, sodass beispielsweise die Akkus der E-Fahrzeuge oder eine Wärmepumpe nur dann Elektrizität erhalten, wenn ausreichend Strom aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht.

Wallboxen für Einfamilienhäuser sind eine weitere Option. Der Ausbau öffentlicher Ladestationen ist nur ein Teil der Lösung. In den nordischen Ländern ist der Ausbau der Infrastruktur bereits deutlich weiter. Dort gibt es seit geraumer Zeit Stromversorgungen für jeden Parkplatz – sowohl im öffentlichen Bereich als auch auf Parkplätzen von Miets- und Eigentumshäusern.

Es geht außerdem darum, die gesamte Kette nachhaltig zu gestalten. Das gilt von der Erzeugung bis zum Verbrauch der Energie. Umweltfreundliche Technik, die mit Strom aus fossilen Kraftwerken betrieben wird, ist keinesfalls grün. In dem Fall wird auch gerne von Greenwashing gesprochen. Am Beispiel einer Wärmepumpe als Heizlösung für ein Einfamilienhaus zeigt sich dies gut. Wenn Du Deine Wärmepumpe mit reinem Ökostrom oder sogar Deinem eigenen Strom von der Photovoltaikanlage betreibst, liegt der CO2-Ausstoß nur bei 0,09 Tonnen pro Jahr.

Wird dieselbe Wärmepumpe jedoch mit dem konventionellen Strommix betrieben, dann liegt der CO2-Ausstoß weiterhin bei 1,35 Tonnen im Jahr. Damit ist eine solche Wärmepumpe kaum umweltfreundlicher in der Bilanz als die klassische Öl- oder Gasheizung. Hier liegt der CO2-Ausstoß pro Jahr bei einem vierköpfigen Haushalt zwischen 1,77 und 2,24 Tonnen CO2.

Was droht, wenn die Energiewende scheitert?

Die Situation, die seit Beginn des Jahres 2022 zeigt, macht klar, dass Deutschland und Europa abhängig von Energieimporten sind. Plötzliche Rohstoffverknappungen und explodierende Preise bedrohen Wirtschaft und Bevölkerung. Eine stabile Energieversorgung und Geschwindigkeit ist somit die Grundlage für den Wohlstand und Unabhängigkeit in Europa.

Durch die Energiewende lässt sich die Abhängigkeit von Rohstoff- und Energieimporten deutlich reduzieren. Elektrizität aus erneuerbaren Energien oder auch Biogas und Wasserstoff lassen sich einheimisch erzeugen und so sorgt die Energiewende langfristig für stabile Preise und Versorgungssicherheit.

Wie viel CO2 darf Deutschland noch ausstoßen?

Deutschland hat es sich auf die Fahnen geheftet, einen gewichtigen Beitrag zu leisten, die Pariser Klimaziele für die Jahre 2030 und 2050 zu erreichen. Damit dies gelingt und die durchschnittliche Temperatur um nicht mehr als 1,75 Grad Celsius ansteigt, stünde dem Staat aktuell noch ein Budget von etwas mehr als 6 Gt CO2 zur Verfügung.

Sollte die Temperatur mit einer Wahrscheinlichkeit von 50 bzw. 67 % um maximal 1,5 Grad Celsius in den kommenden drei Jahrzehnten steigen, darf der maximale Verbrauch lediglich bei 3,1 Gt CO2 oder 2,0 Gt CO2 liegen.

Sollte die Emissionsreduktion im selben Tempo wie bisher vonstattengehen, werden wir die Pariser Klimaziele mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit verfehlen. Denn je nach oben genannten Szenarien hat Deutschland das ausgestoßene Kohlenstoffdioxid spätestens 2040 übertroffen. Will die Bundesrepublik den maximalen Temperaturanstieg von 1,5 Grad Celsius anvisieren, wäre bei linearer Reduktion die Grenze bereits 2031 oder 2027 erreicht.

Es muss somit das Tempo im Klimaschutz in den kommenden Monaten und Jahren deutlich erhöht werden, will Deutschland ansatzweise an der Erreichung der Pariser Klimaziele für 2030 und 2050 festhalten.

Fazit – Starten mit der eigenen Energiewende

Wer in eine Photovoltaikanlage und eine Wärmepumpe investiert, erzeugt den Strom für seine Heizung selbst und auch der Strom für das E-Fahrzeug kommt dann von der eigenen Anlage. So sorgst Du für Deine eigene Energiewende und machst Dich unabhängig von den Preisbewegungen sowie der Ressourcenknappheit am Weltmarkt. Wer bereits vor 2022 in diese Technik investiert hat, gehört aktuell zu den Gewinnern und erlebt keine massiven Preiserhöhungen bei Gas, Strom und Benzin.