Windkraft eine zukunftsweisende erneuerbare Energiequelle?

Wie effektiv und wirtschaftlich ist Windkraft als erneuerbare Energiequelle einsetzbar? Energiewende braucht Beschleunigung und dabei ist sucht man Lösungen.

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Windkraft mit Zukunft
Bild von Peter Dargatz auf Pixabay

Der Klimawandel und die daraus resultierende Energiewende bilden die wohl drängendsten Probleme unserer Zeit, steht doch nicht weniger als die Bewohnbarkeit weiter Teile unseres Planeten auf dem Spiel. Eine regenerative und erneuerbare Energiequelle wird von vielen als der Ausweg aus der Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen und Kernkraft gesehen. Neben Solar- und Wasserkraft gilt für die Stromerzeugung vor allem die Windkraft als großer Hoffnungsträger.

Die Energiewende: Die wichtigste Aufgabe unserer Zeit

Die Menschheit steht auf dem Gipfel der technologischen Entwicklung und zugleich am Rande eines selbst ausgehobenen Abgrunds in Form der Klimakrise. Oder frei nach Volker Pispers: Wir sitzen in einem Zug, der auf einen Abgrund zurast, und alles, was wir tun, ist, alle vier Jahre den Lokführer auszutauschen.

Der Krieg Russlands gegen die Ukraine hat noch einmal verdeutlich, wie abhängig wir nicht nur von Russland, sondern von fossilen Brennstoffen ganz allgemein sind. Einzig die Braunkohle findet sich davon nämlich auch bei uns, während wir Erdöl und Erdgas importieren. Doch wollen wir unsere technologischen Errungenschaften einschließlich des Elektroautos, das ja einen Teil der Klimaproblematik lösen soll, weiter mit Strom versorgen, müssen wir Alternativen finden, die nicht nur das Klima nicht belasten, sondern zudem nicht endlich sind. Irgendwann sind nämlich alle fossilen Brennstoffe verbraucht.

Kernenergie weiter zu betreiben – eine offene Frage

Einige Menschen fordern daher die Rückkehr zur Atomkraft als vermeintlich saubere Energie. Eine Partei, die bei ihrer Gründung „Atomkraft? Nein, Danke!“-Buttons verteilte, beteiligt sich mittlerweile am Greenwashing der Kernenergie. Diese stellt nicht nur die riskanteste Form der Energiegewinnung dar, sondern greift ebenfalls auf Bodenschätze zurück. Denn auch spaltbares Material ist keine unendlich verfügbare Ressource. Dabei ist das Problem der Endlagerung des hochgiftigen, strahlenden Atommülls auch noch nicht geklärt. Schon jetzt wissen wir nicht, wo der bereits entstandene Atommüll landen soll. Manche Länder kippen ihn sogar ins Meer. Andere wollen ihn einlagern und haben keine Ahnung, wie man das Gefahrengut für kommende Generationen kennzeichnen soll. Ist es angesichts dessen weise, noch mehr Kernenergie zu betreiben?

Auf lange Sicht sind regenerative Energien alternativlos, wenn wir unseren Lebensstandard halten wollen. Denn mit der Natur und der Erde lässt es sich schlecht über Kompromisse verhandeln – nicht zuletzt, weil dieser Planet sehr gut ohne uns auskommt, wir aber nicht ohne ihn.

Aus Windkraft Energie gewinnen

Ironischerweise funktionieren alle Formen der Stromgewinnung außer der Photovoltaik, also der Solarenergie oder Sonnenenergie, im Grunde schon jetzt nach demselben Prinzip: Kinetische Energie wird mittels eines Generators in elektrische Energie umgewandelt. Kraftwerke, die mit fossilen Brennstoffen arbeiten, aber auch Kernkraftwerke erzeugen dazu Hitze, die Wasser verdampfen lässt. Das treibt dann entweder aufgrund der Wärme oder des Drucks eine Turbine an. So entsteht kinetische Energie, die dann vom Generator umgewandelt wird. Im Grunde ist dies das gleiche Prinzip wie beim Dynamo am Fahrrad. Siehe auch, Windkraft spielt bei den erneuerbaren Energien eine wichtige Rolle.

Die kinetische Energie des Windes machen sich Menschen ebenso wie die von fließendem Wasser seit vielen Jahrhunderten zunutze. Schon lange bevor der Mensch etwas von Elektrizität und ihren Anwendungsmöglichkeiten wusste, betrieb er zum Beispiel Mühlen mit Wind- und Wasserkraft. Die eingefangene kinetische Energie wurde damals mit Zahnrädern übersetzt und trieb so den Mühlstein an. Windenergie ist also keineswegs eine neumodische Idee. Heute fangen Turbinen, deren Rotorblätter einen Durchmesser von bis zu 160 Metern haben, in einer Höhe von 160 Metern Wind ein und wandeln ihn in elektrischen Strom um. Dabei gibt der Wind die Energie aber ab, wird also hinter der Turbine schwächer. Das hat Verwirbelungen zur Folge.

Die Vor- und Nachteile von Windenergie

Die Auswirkungen auf die Windstärke auf der Leeseite (in Windrichtung hinter den Turbinen, im Gegensatz zur Luvseite) mögen wie gefährliche Eingriffe in die natürlichen Witterungsbedingungen erscheinen. Gleiches gilt für durch die Vermischung warmer und kalter Luftschichten entstehende Temperaturerhöhungen in den Morgen- und Abendstunden in unmittelbarer Nähe von Windkraftanlagen. Tatsächlich können Offshore-Windparks mit bis zu 100 Kilometern Entfernung zur Küste die Risiken von Sturmfluten und Wirbelstürmen sogar signifikant mindern. Nach aktuellem Forschungsstand sind auch die Belastungen von Windkraftanlagen im Meer auf die Umwelt geringer als an Land. Dabei stört vor allem die Errichtung die Ökologie des Meeres. Stehen die Windkrafträder erst einmal, sind die Umweltbelastungen überschaubar.

Verweis intern: Erneuerbare Energien sind gut und wichtig. Der Mensch muss dabei aktiv mit einbezogen werden, Federn darf er dabei nicht lassen, wenn es um die Existenz geht!

An Land, vermindert auch auf dem Meer, können vor allem Vögel und Fledertiere zu den Leidtragenden von Windkrafträdern gehören. Allerdings besteht bei den Menschen – auch in Deutschland – allgemeiner Konsens darüber, dass erneuerbare Energien ausgebaut werden müssen. Umfragen zufolge befürworten 74 Prozent der Deutschen, die in der Nähe von Windkraftanlagen leben, diese. Ironischerweise sind es im bundesdeutschen Schnitt nur 55 Prozent. Das bedeutet, dass Menschen, die gar nicht von den Auswirkungen der Windräder betroffen sind, weit mehr gegen diese haben als jene, die ihnen ausgesetzt sind.

Verweis intern: Der Klimawandel und seine Folgen – in diesem Artikel haben wir ein paar Informationen zusammengetragen.

Bürgerinitiativen vs. Energiewende

Deshalb kommt es vielerorts zu Bürgerinitiativen und teils schwer nachvollziehbaren Gesetzen hinsichtlich der Abstände, die Windkraftanlagen zu Wohngebieten haben sollen. So muss in Bayern das Verhältnis von der Höhe des Windrads zum Abstand zum nächsten Wohnhaus 1:10 beträgt. Besonders unverständlich sind derartige Regelungen, wenn man bedenkt, dass für den Braunkohleabbau in Nordrhein-Westfalen Wälder gerodet und ganze Dörfer enteignet und verpflanzt wurden. Beide Bundesländer wurden im fraglichen Zeitraum übrigens von der CDU bzw. CSU regiert. Dabei ist Windenergie, anders als Braunkohle, schadstoffarm.

Der wohl größte Nachteil der Windenergie ist ein ganz anderer: Wind ist zwar nicht endlich, aber auch nicht beständig. Es fließt aber nur Strom, wenn auch Wind weht. Sehr große Energiemengen kann man aber bislang nicht effektiv und wirtschaftlich speichern. Bei Solarkraftwerken steht man vor demselben Problem. Außerdem sind Windkraftanlagen dort am effektivsten, wo sich die Industrie nur schwer ansiedeln lässt: im Meer und auf Bergen.

Update 15.02.2023 Verweis intern: Abhilfe soll ein Wasserstoff-Sprinterkraftwerk verschaffen. Zumindest klingt das Projekt gut, welches 2024 in Betrieb genommen werden soll. Ziele u.a. sind, weniger Abhängigkeit, mehr Autarkie und mehr Abrufbarer Strom aus Stromspeichern in sonnen- und windschwachen Regionen und Zeiten.

Wie wirtschaftlich ist Windkraft?

Zunächst einmal muss man die Energierücklaufzeit beachten, also die Zeit, die es dauert, bis ein Windkraftrad so viel Energie erzeugt hat, wie es braucht, um es herzustellen und zu errichten. Sie liegt je nach Standort und Größe zwischen drei Monaten und einem Jahr. Im Schnitt sind es an Land 6,8 Monate und Offshore 7,8 Monate – nicht weil weniger Strom erzeugt würde, sondern weil der Bau im Meer aufwendiger ist. Theoretisch kann ein Windkraftrad auch viele Jahrzehnte betrieben werden, ehe es wirklich verschlissen ist. Damit stellt es nach Wasserkraftwerken die aktuell ertragreichste regenerative Energiequelle dar.

Warum werden also so viele Windräder nach 20 Jahren abgebaut? Der Grund ist, dass die EEG-Umlage sie nicht mehr subventioniert, wenn sie 20 Jahre gelaufen sind, und es für die Betreiber daher finanziell lohnender ist, die alten Anlagen abzureißen, neue zu bauen und für sie dann wieder 20 Jahre EEG-Umlage zu kassieren. Wie so oft lautet die Antwort auf die Frage, warum man nicht mehr auf regenerative Energien setzt, also: „Herzlich willkommen im Kapitalismus!“ Denn wer ewiges Wachstum will, kommt mit Anlagen, die man einmal baut und laufen lässt, nicht weit.

Fazit Windkraft praktisch geringe Auswirkung auf die Umwelt, praktisch aber kaum flächendeckend nutzbar

Windkraft stellt eine schadstoffarme regenerative Form der Energiegewinnung dar, die relativ geringe negative Auswirkungen auf die Umwelt hat – besonders wenn entsprechende Anlagen auf See errichtet werden. Die größten Nachteile sind die Unbeständigkeit und das Standortproblem. Strom kann nur erzeugt werden, wenn Wind weht, und da, wo man Windkraft effektiv gewinnen kann, lässt sich Industrie zur effektiven Nutzung nur schwer ansiedeln.