Gasversorgung Winter 2023 in Deutschland

Letztes Jahr war die Panik groß, als es auf einmal Richtung Winter und Kälte ging. Denn der Konflikt mit Russland belastete die internationalen Beziehungen so sehr, dass kaum noch Gas nach Deutschland geliefert wurde. Auch die mutmaßliche Sprengung der Nordstream 2 Pipeline hat dazu beigetragen, dass die Gaspreise explodierten. Doch wie sieht die Gasversorgung Winter 2023 in Deutschland aus?

Doch allen Horrorszenarien zum Trotz mussten nur einige sehr energieintensive Geschäftszweige die Arbeit zeitweise niederlegen. Privathaushalte und andere wichtige Einrichtungen dagegen konnten jedoch weiterhin ohne Probleme versorgt werden.

Dazu haben nicht zuletzt die vergleichsweise milden Temperaturen beigetragen, so konnte der Verbrauch erheblich gesenkt werden. Doch ob wir dieses Jahr wieder ein solches Glück haben steht in den Sternen, deshalb muss vorgesorgt werden.

Wie sieht es nun für das kommende Jahr mit unserer Versorgung aus? Wir werfen für euch einen Blick auf die aktuellen Zahlen!

Die aktuellen Zahlen im Überblick

Der Füllspeicherstand in Deutschland steht aktuell bei ca. 80 %. Der aktuelle Gasverbrauch ist um etwa 20 % niedriger als in den vergangenen Jahren, das hängt natürlich auch mit den gestiegenen Preisen zusammen, ist aber ein gutes Zeichen.

Von wem erhält Deutschland aktuell Gaslieferungen und wie viel?

Über viele Jahrzehnte hat Deutschland seinen Gasverbrauch für günstiges Geld aus Russland bezogen, doch diese Zeiten sind vorbei. Bereits vor dem Kriegsbeginn hat Russland seine Gasexporte über die Jamal-Pipeline stark reduziert und seit Frühjahr letzten Jahres kam gar nichts mehr.

Auch die Lieferungen durch die Nordstream 1 Pipeline wurden im Sommer letzten Jahres aufgrund von angeblichen Reparaturarbeiten auf 40 % reduziert, dann auf 20 % und dann wurde der Export komplett eingestellt. Nur kurz danach ereigneten sich die mutmaßlichen Anschläge auf beide Pipelines, bei denen Nordstream 2 komplett zerstört wurde. Bis heute wurde die Pipeline auch nicht mehr repariert.

Um die fehlenden Gasmengen zu kompensieren, wurden Verträge mit Norwegen, den USA, den VAE (Vereinigte Arabische Emirate) sowie Belgien und den Niederlanden geschlossen, um die Gasversorgung für diesen Winter zu sichern. An der belgischen und holländischen Küste gibt es große Häfen, an den LNG-Terminals stehen. Von dort wird das Gas über Pipelines nach Deutschland transportiert. Den größten Teil unserer Gasexporte beziehen wir aber aus Norwegen.

Update: Ziele der Bundesregierung LNG. Wo stehen wir heute und was bringen die LNG-Terminals in Deutschland (Stand jetzt).

Deutschland hat auch eigene Gasvorkommen, die Fördermengen sind jedoch so verschwindend gering, dass wir damit niemals auskommen würden. Die Menge entspricht etwa 100 Gigawattstunden. Zum Vergleich, die importierte Menge aus Norwegen entspricht etwa zehnmal so viel.

Wie viele Gasreserven hatte Deutschland für den Winter 2022/23

Der Tiefpunkt der Gasspeicher lag letztes Jahr im März bei knapp 25 %, zu dieser Zeit hatte der Krieg zwischen der Ukraine und Russland gerade begonnen. Deutschland musste Stellung beziehen und so gab es schon bald kaum noch Gas aus Russland. Dennoch waren die Speicher im Winter 2022 mit weit über 90 % prall gefüllt und die Versorgung gesichert. Jedoch musste dieses Gas teuer zu gekauft und weit transportiert werden, was die Preise explodieren ließ.

Im Frühjahr und Sommer 2022 ließ man in Windeseile die sogenannten LNG-Terminals in verschiedenen Küstenstädten errichten, um so Flüssiggaslieferungen aus den USA und den Vereinigten Arabischen Emiraten beziehen zu können. Dieses Gas wurde teilweise mit der in Verruf geratenen Fracking-Methode gefördert, bei der Chemikalien unter Druck in den Boden gepumpt werden, um so das Gas freizusetzen. Dabei werden riesige Landstriche kontaminiert und das Grundwasser verseucht.

Wie ist die Lage der Gasversorgung Winter 2023 / 2024 in Deutschland?

Der Krieg geht weiter und die Preise bleiben damit weiter hoch, denn aus Russland wird kein Gas mehr kommen. Alternativen gibt es, doch die haben alle ihren Preis, ein Übel muss man also wählen und das sind die Kosten. Die Bundesnetzagentur hat eine Einschätzung der aktuellen Lage veröffentlicht. Seit dem 23. Juni 2022 gilt die Alarmstufe des Notfallplans, um die Gasversorgung zu sichern:

• • Die Vorbereitung auf den kommenden Winter 2023/24 ist essenziell. Zwar sind die Gasflüsse und Importe nach Deutschland stabil und ausgeglichen, dennoch ist es von großer Bedeutung so viel Gas wie möglich einzusparen
  • Das gesetzte Ziel von 75 % Gasspeicherfüllstand wurde bereits einige Monate zuvor im Juni erreicht, ein gutes Zeichen
  • Der Gasverbrauch in der aktuellen Kalenderwoche liegt unter den Niveaus der letzten Jahre, ca. 20 % niedriger. Im Vergleich zur Vorwoche ist der Verbrauch allerdings um ca. 0,8 % gestiegen
  • Die Preise für Energie und Gas sind international in den vergangenen Wochen wieder etwas angestiegen. Unternehmen und Verbraucher müssen sich somit auch weiter auf schwankende Preis einstellen und höhere Verbräuche kalkulieren

Wie sieht der aktuelle Gasverbrauch in Anbetracht des Winters 204 aus?

Der Gasverbrauch muss laut Bundesnetzagentur noch ca. um 20 % abnehmen, um eine Gasmangellage in einem kalten Winter sicher zu verhindern. Dazu müssen alle geplanten LNG-Terminals wie vorhergesehen ans Netz gehen und die Gasexporte müssen reduziert werden, um den eigenen Verbrauch zu sichern.

Haushalte und Gewerbe konnten in den vergangenen drei Jahren den Verbrauch bereits um ca. 31 % reduzieren. Auch die Industrie konnte ihren Verbrauch um 18 % Prozent verringern. Das macht eine Gesamtersparnis beim Gasverbrauch von ca. 20 %.

Was würde bei einer eintretenden Gasmangellage in Deutschland geschehen?

Bei zu wenigen Gasmengen für alle Verbraucher muss sich die Bundesnetzagentur einschalten, und die Notfallstufe des Notfallplans Gas einberufen. Dann werden die vorhandenen Mengen rationiert und an die Verbraucher verteilt. Allerdings erhält dann jeder nur eine kleine Menge, die den normalen Verbrauch nicht deckt. Doch es gibt allerdings sogenannte “geschützte Kunden”.

Was sind geschützte Kunden bei einer Gasmangellage?

Bei einer Gasmangellage werden bestimmte Verbraucher beschützt und erhalten mehr Versorgung, da sie wichtige Aufgaben für die öffentliche Versorgung übernehmen. Aber auch diese Verbraucher werden angehalten, ihre Verbräuche zu reduzieren.

Private Saunen, Pools und energieintensive Betriebe wie Schwimmbäder werden in solchen Situationen vorübergehend geschlossen, da der Betrieb nicht als sytemrelevant eingestuft wird. Somit wird bei Ihnen das Gas zuerst rationiert oder abgestellt.

Beispiele für geschützte Kunden:

• • • Rettungsdienste, Feuerwehr & THW
    • Krankenhäuser, Kliniken, Altenheime, Arztpraxen
    • Strom- und Wasserversorger sowie Müllabfuhr
    • Öffentliche Verwaltung
    • Bundeswehr, Polizei, & Justiz
    • Schulen, Universitäten, Kindergärten
    • Medikamentenhersteller & Pharmaindustrie

Fazit Gasversorgung Winter 2023 in Deutschland

Deutschlands Gasversorgung ist gut aufgestellt, und dass es zu einer Mangellage kommt, ist eher unwahrscheinlich. Allerdings kann ein solches Szenario auch nicht ausgeschlossen werden. Auf jeden Fall werden wir weiter mit hohen Kosten für fossile Brennstoffe zu kämpfen haben. Ein weiter Pluspunkt sich endlich verstärkt erneuerbaren Energien wie Photovoltaik, Wärmepumpen, Solarthermie und Biogas zuzuwenden.

Quelle: Bundesnetzagentur

Quelle: ZDF