Das Puzzleteil für die Energiepolitik Deutschlands gefunden?

Energiepolitik - Anteil Geothermie an erneuerbaren von 4% auf 30% steigern. Erfolg erfordert bundesweites Einvernehmen und Überwindung bürokratischer Hürden.

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Tiefenbohrung über 4 Kilometer tief
Adobe Stock Von Enrique del Barrio

In Geretsried in Bayern wird eine innovative Geothermie-Technik im Rahmen der Energiepolitik getestet, die bisher vorwiegend in Nordamerika erprobt wurde und bedeutend tiefer bohrt als herkömmliche Anlagen, nämlich über 4 Kilometer tief. Bundeskanzler Olaf Scholz und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger besuchten das Projekt. Diese Technologie nutzt die Erdwärme zur Stromerzeugung und für Heizungen. Trotz ihrer hohen Kosten, die zum Teil von der EU gedeckt werden, könnte sie Deutschland näher an seine Klimaziele bringen, wenn sie erfolgreich ist. Das Kraftwerk könnte bis 2024 bis zu 30.000 Menschen mit Wärme und Strom versorgen.

Was ist das Besondere an der neuen Technologie

Geothermie ist bereits bekannt und auch erprobt, zumindest in den Regionen Deutschlands, in denen heiße Thermalquellen vorhanden waren und mit einer Bohrung gut erreichbar waren. Der Anteil der Geothermie macht bis dato ca. 4% aus. Das soll sich ändern. Prognostiziert wird der Anteil an erneuerbaren durch Geothermie zwischen 25% und 30%. Dies soll gelingen, durch die Möglichkeit von 100 Metern bis zu über 4 Kilometern tief zu bohren.

In Geretsried suchten man vergebens nach heißen Thermalquellen, aber festgestellt wurde, dass es hohe Temperaturen in der Tiefe existieren. Somit die Idee, die tiefere Tiefenbohrung. Die ermittelte Wärme soll wie folgt genutzt werden. Kaltes Wasser lässt man in die tiefe fließen um sich am heißen Gestein zu erhitzen. Das heiße Wasser fließt dann wieder nach oben, so dass ein Heiz-Kreislauf entsteht.

Verweis extern: Wie tief können wir bohren?

Verweis intern: Wenn der Plan aufgeht, ist folgende Frage obsolet – Wann lohnt sich Tiefenbohrung / Geothermie für den privaten Haushalt?

Die Kosten für die neue Geothermie Technologie

Die Kosten für das neue Verfahren kostet ca. 180 Millionen EUR. Die 6-Mal höheren Kosten sind grundsätzlich logisch nachzuvollziehen. Je tiefer man bohrt umso größter die Maschinen und auch Kosten. Scholz ist der Meinung, dass das Wegfallen der Abhängigkeit von Thermalwasser das Klimaziel deutlich näher rücke. Geht der Plan auf, soll auf 2024 Strom und Wärme produziert werden.

Offene Frage – wie viel Menschen kann man für 180 Millionen EUR mit Strom und Wärme versorgen?

Laut Aussage sollen, sollte der Plan aufgehen, in der Region mit dem Kraftwerk bis zu 30.000 Menschen mit Wärme und Strom versorgt werden. Unter Berücksichtigung, dass der Anteil an Geothermie mit der neuen Technologie bis zu 30% Anteil an erneuerbaren hat, lässt sich folgendes rechnen. Deutschland hat 80 Millionen Menschen. 30% von denen sollen mit der neuen Geothermie versorgt werden. Das macht 24.000.000 Menschen. Pro Anlage (im Schnitt) werden dann 30.000 Menschen versorgt. Somit: 24 Mio. durch 30.000 = 800 Kraftwerke für Deutschland. Zusammengerechnet: 180 Mio. EUR mal 800 = 144 Mrd. EUR.

Stattliche Summe, doch in Anbetracht der Jahresveröffentlichungen des „Bund der Steuerzahler“, sind 144 Mrd. EUR gut investiert. Dies allerdings setzt einiges voraus:

    • Einigkeit auf Bundesebene, keine Alleingänge mehr einzelner Bundesländer
    • Eliminieren möglicher bürokratischer Hürden, um mehr Geschwindigkeit aufzunehmen
    • Halten der Geschwindigkeit
    • Einbeziehen der infrastrukturellen Gegebenheiten von vornherein
    • Prüfung im Vorfeld, ob die Gewinnung und die noch wichtigere Verteilung umsetzbar ist

Eine weitere offene Frage stellt sich nach den Folgekosten bestehend aus Betriebskosten und Instanthaltungskosten. Die Frage nach der Lebensdauer ist auch noch nicht ganz geklärt.

Fazit – neue Technologie der Geothermie

In Geretsried testet Deutschland eine neue Geothermie Technik, die es ermöglicht tiefer als 4 Kilometer zu bohren. Trotz hoher Investitionskosten ist die Erwartung hoch, aus einem 4% Anteil an erneuerbaren (Geothermie) einen erheblichen Anteil in Höhe von bis zu 30% zu erreichen. Allerdings würde die flächendeckende Umsetzung dieser Technik in Deutschland Investitionen in Höhe von 144 Milliarden Euro erfordern (gerechnet an den 30% Anteil auf ganz Deutschland). Für die erfolgreiche Implementierung wäre zudem ein bundesweites Einvernehmen, die Überwindung bürokratischer Hürden, infrastrukturelle Vorausplanungen und sorgfältige Prüfungen von Umsetzbarkeit und Verteilung notwendig. Es handelt sich um eine vielversprechende, aber kosten- und planungsintensive Lösung für die zukünftige Energiepolitik Deutschlands.